Beerdigung

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Am 21. Juni 2006 ist unser Malte gestorben. Zu Grabe durften wir ihn erst am 08. Juli 2006, fast 3 Wochen später, tragen. Was uns in dieser Zeit widerfahren ist, kann und möchte ich nicht auf Maltes Gedenkseite niederschreiben. Es war einfach nur schrecklich!

 

Maltes Trauerfeier fand auf einem Samstag in der Liebfrauenkirche zu Moringen statt und nicht in der Friedhofskapelle, wie es sonst in Moringen üblich ist.

Für uns hat diese Kirche eine besondere Bedeutung.

Malte wurde dort am 09.09.1990 getauft, am 07.04.2005 konfirmiert und nun beerdigt.

Ca. 300 Menschen waren gekommen um von unserem Sohn Abschied zu nehmen. Ich selber habe es kaum wahrgenommen, da für mich nach wie vor Maltes Tod nicht real war. Es soll eine schöne Trauerfeier gewesen sein, die Sonne schien – ein Film der ablief, ich war Statist.

 

Als Maltes Lieblingslied „Whisky in the jar“ gespielt wurde, heulten die Sirenen los. Nach der Trauerfeier fing es in Strömen an zu regnen. Die Straßen wurden abgesperrt und der Trauerzug mit den vielen Menschen setzte sich trotz des heftigen Regens und anschließendem Gewitter in Richtung Friedhof.

Der Pastor sagte zu mir: „Die Engel weinen und der liebe Gott schimpft.“

 

Am Grab warfen die Kinder von Maltes Klasse kleine Briefchen hinein und ließen rosa Luftballons zum Himmel steigen.

 

So einen Tag möchte ich nicht noch einmal erleben. Heute hätte ich nicht mehr die Kraft dazu.

Auszüge von der Beerdigung

Malte Utermark

am 08. Juli 2006

 

 Eröffnung

 

Meine Gedanken sind nicht Eure Gedanken

und Eure Wege sind nicht meine Wege (Jes:5,8), so lesen wir bei Jesaja,

und so fühlen wir uns,

Gott: Wir verstehen nicht, warum Maltes Lebensweg zu Ende sein soll,

noch ehe er richtig begonnen hat.

Unsere Fragen und unsere Trauer bringen wir vor Dich.

Gib uns Kraft, diesen schmerzhaften Weg, den wir nun gehen müssen, durchzustehen.

Liebe Eltern, liebe Brüder, liebe Großeltern, liebe Angehörige, Freunde und Freundinnen, Mitschülerinnen und Mitschüler von Malte, liebe Trauergemeinde,

wir sind alle ungewollt hier!

Wir stehen diesem viel zu frühen Tod, dessen Ursachen wir immer noch nicht wissen, fassungslos und in tiefer Trauer gegenüber.

Auf solch sinnloses Sterben eines jungen Menschen, der voller Lebensfreude und Tatendrang aus dem Leben gerissen wurde,

weiß ich keine Antwort

– jedenfalls keine auf ein WARUM?

Alle hier stehen wir erschüttert an Maltes Sarg, können ihm nur noch die letzte Ehre erweisen, und ich tue es stotternd und sprachlos – auch im Namen der Kirche.

In tastendem, suchendem Glauben kann ich nur sprechen:

Dies ist nicht das Ende für Malte;

unser Gott ist ein Gott der Lebenden.

Ich hoffe und bete, dass Malte nun bei Gott gut aufgehoben ist.

AMEN

Worte von der Dichterin Mascha Kaleko mit dem Titel

„Memento“

– also: Zum Gedenken:

Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang.

Nur vor dem Tod derer, die mir nah sind.

Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich todentlang.

Und lass mich willig in das Dunkel treiben.

Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr.

Und die es trugen, mögen mir vergeben.

Bedenkt: Den eigenen Tod, den stirbt man nur.

Doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

Was an Leben lag nicht alles noch vor Malte?

16 gemeinsame Jahre liegen hinter Euch.

Jahre in der Familie, mit den Eltern.

Mit viel Liebe und Zärtlichkeit habt Ihr erzählt von Eurem Verhältnis zu Eurem jüngsten Sohn.

Das enge Verhältnis zu den Großeltern, die gleich nebenan wohnen.

Das freundschaftliche Verhältnis zu den Brüdern, die gemeinsamen Urlaube mit Sören, ohne die Eltern.

Schöne Zeiten mit den Freunden, mit den Mitschülerinnen und Mitschülern.

Rührend die vielen kleinen und größeren Texte, die Euch jetzt aus der Schule gebracht worden sind, und die hier um Maltes Sarg herum liegen.

Schöne Jahre sind das gewesen,so lebendig und voller Freundlichkeit und Liebe.

Und das ist nun vorbei, urplötzlich abgeschnitten.

Keine gemeinsame Zukunft mehr, die Ihr Euch sicher in schönen Farben ausgemalt habt.

Es wird dauern und viel Kraft kosten, das zu lernen, das zu akzeptieren.

Und weil das so schwer ist, stimmt es wohl, was Mascha Kaleko in ihrem Gedicht schreibt:

„Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben“, denn: „mit dem Tod der anderen muss man leben.

Wie können wir vom Leben reden angesichts des Todes?

Wir können und wir müssen es, weil Gott uns sagt:

„Ich gebe Euch Zukunft und Hoffnung“.

Könnt Ihr ein solches Wort, ein solches Versprechen heute überhaupt hören?

Oder gar glauben

Zwei Dinge möchte ich Euch dazu sagen, und das erste klingt sehr hart.

Eine Zukunft mit Malte wird es nicht geben.

So furchtbar das klingt, so wahr ist es doch.

Aber Gottes Zukunft mit Malte hat kein Ende im Tod. Gott hat ihn dort in seine Arme geschlossen, wo er für eure Liebe und Freundschaft unerreichbar geworden ist.

Ich finde das ein sehr schönes Bild, dass ich mir ganz bildlich vorstelle; wie er da von zwei Armen empfangen wird, in denen er gut aufgehoben und geborgen sein darf, für immer

Und das andere: Gott will Euch, die Ihr jetzt so unendlich verzweifelt und traurig seid, Zukunft und Hoffnung geben.

Vielleicht merkt ihr etwas davon, wenn Ihr die Menschen neben Euch spürt, die mit Euch trauern, und die Euch jetzt nicht alleine lasen, die Euch verstehen in Eurem Schmerz.

Und auch die Texte, die Euch aus der Schule erreicht haben, sind Zeichen dieses Beistands.

Das kann Euch Hoffnung auf Zukunft geben; nicht auf eine Zukunft, wie Ihr Euch das vorgestellt habt, aber auf eine Zukunft, in der Ihr vielleicht eines Tages dankbar sein könnt auf die viel zu kurze, aber doch so schöne Zeit, die Ihr mit Malte erleben durftet.

Ihr werdet ihn nie vergessen!

So lasst uns nun tun, was uns nicht erspart bleibt und Malte in Gottes Hand, aus der er uns geschenkt worden ist, zurücklegen.

 

Amen

Allmächtiger Gott, Schöpfer des Lebens, Vater und Mutter aller Menschen, Trauer und Tränen verstellen heute unseren Blick auf dich. Wir müssen Malte loslassen, der wie ein Sonnenstrahl unser Leben erwärmte und hell machte. Wir bitten Dich Malte hat nicht die Chance gehabt, ein langes Leben zu führen, erwachsen und alt zu werden. Schenke Du ihm die Fülle und Vollendung die er auf Erden nicht erfahren durfte.

Maltes Eltern, seine Brüder und seine Großeltern sind voller Trauer und unfassbarem Schmerz.

Da menschliche Worte nur schwer trösten können, bitten wir Dich: Tröste Du sie in ihrem großen Leid, lege deinen Arm um sie und trockne ihre Tränen.

Denke auch an Maltes Freundinnen und Freunde, Mitschülerinnen und Mitschüler, die durch Maltes Tod vielleicht zum ersten mal spüren, wie nah der Tod allen Menschen ist, auch jungen Menschen. Stehe ihnen in dieser Erfahrung bei, tröste sie und begleite ihr Leben.

Wir bitten Dich, schenke Malte ein gutes, glückliches und ewiges Leben bei Dir.

Gott, Maltes Tod hat uns aus der Bahn geworfen. Unsere Augen sind dunkel geworden vor Weinen.

Gib uns Trost in unser Herz, dass wir bei Dir gut aufgehoben sind.

Darum bitten wir Dich durch deinen Sohn Jesus Christus, den Du selbst aus Liebe dem Tod entrissen und zum Leben auferweckt hast.

Amen

Ganz leise ohne ein Wort,

gingst du für immer von uns fort.

Es ist schwer dies zu verstehen,

doch einst werden wir uns wieder sehen.

In ganz tiefer Liebe 

Deine Mama

Maltes Gednkplatz in seiner Klasse

August 2006

Dein erster Geburtstag ohne Dich!